Hessepark Weener

Konikfohlen unter Urwelt-Mammutbäumen. Foto: NABU-Woldenhof
Konikfohlen unter Urwelt-Mammutbäumen. Foto: NABU-Woldenhof

Im Rahmen des Projektes Hessepark wurde ein für Besucher hautnah erlebbares Wildpferdeweidegebiet geschaffen, das Artenschutz und Natur erleben verbindet.

 

Hervorgegangen aus den Weener stark prägenden Hesse-Baumschulen entwickelte sich nach deren Betriebsaufgabe zu Beginn der 1990er Jahr eine attraktive und vielgestaltige Mischung aus ehemaligen Baumschulkulturen, Brachflächen und Freiflächen. Vor dem Hintergrund der landschaftlichen Schönheit, der Existenz prägender Baumgestalten und botanischer Kostbarkeiten sowie der Bedeutung für Tiere und Pflanzen wurde der etwa 30 ha große Privatbesitz als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen.

 

Der „Hessepark“ ist heute Lebensraum einer als „Wildpferde“ bezeichneten Pferdeherde, die zu der noch sehr ursprünglichen Pferderasse der Koniks zählen. Eingesetzt wurden sie im Zuge eines von der EU, dem Land Niedersachsen, der Bingo-Umweltstiftung, der Stadt Weener, dem NABU Niedersachsen und den Eigentümern geförderten Projekts im Jahre 2012 durch den NABU-Woldenhof. Für das Wohl der dem NABU-Woldenhof gehörenden Tiere wird durch örtliche Tierbetreuer gesorgt.

 

Durch die Beweidung der Pferde soll der parkartige Charakter auf schonende Art erhalten bleiben. Die Tiere bringen in Verbindung mit der Minimierung pflegender Eingriffe die für Ganzjahresweiden typischen natürlichen Prozesse in Gang. Dies macht die „Wilden Weiden“ zu einem besonders interessanten Erlebnisraum für jung und alt. Aber auch die Möglichkeit der direkten Begegnung mit den Wildpferden auf den Wegen sorgt für besondere Naturerlebnisse.

 

Der Hessepark ist für Fußgänger zum Zwecke einer stillen und naturverträglichen Erholung frei zugänglich. Über einen Naturlehrpfad sind die Informationen zu Besonderheiten des Parks für Interessierte verfügbar gemacht. Zusätzliche Informationen kann derjenige vor Ort abrufen, der über ein Smartphone die Möglichkeit zum Auslesen von QR-Codes hat.

 

Außer den Informationstafeln im Park gibt eine Broschüre weitere Informationen zum Projekt, zur Historie des Hesseparks sowie zu der ungewöhnlichen Gehölzartenvielfalt. Sie kann beim NABU-Woldenhof oder bei der Stadt Weener gegen Erstattung der Versandkosten bezogen werden.

Informationstafeln im Hessepark. Foto: NABU-Woldenhof
Informationstafeln im Hessepark. Foto: NABU-Woldenhof

Wo Natur und Kultur sich treffen

Die Natur liefert seit jeher Inspiration für Kunst und Kultur. Im Hessepark bekommt die Verbindung von Natur und Kultur nun aber eine ganz besondere Qualität. Durch das Nebeneinander des Kunsthauses mit den dort statt findenden kulturellen Ereignissen und der Kreativität von Künstlern auf der einen Seite sowie dem im Wesentlichen durch die Wildpferde betriebenen Veränderungsprozess von einer „Baumschul“-Kulturlandschaft hin zu einem wildnisähnlichen Gebiet entwickelt sich ein großes Spannungsfeld. Das Denken und Erleben wird von dieser neuen Form von Kulturlandschaft bereichert. Mit der Kombination von Park und Kunsthaus soll die „Einheit in Verschiedenheit“ von Kultur und Natur sichtbar werden.

Kulturlandschaften, Sortenvielfalt und züchterische Leistungen von Baumschul- und Gartenbaubetrieben stellen Kulturleistungen dar, die heute ebenso wie Burgen, alte Klöster oder die Mona Lisa als kulturelles Erbe betrachtet werden. Ist dies dann nicht ein kulturelles Erbe, dass sich mindestens genauso zu erhalten lohnt wie der Kölner Dom oder die Frauenkirche in Dresden? Im Hessepark soll dies durch die Bewahrung des Wertgebenden aus der ehemaligen Baumschule, die Förderung der Sortenvielfalt in der Streuobstwiese und der Wiederbelebung der Weidelandschaft als alter Kulturlandschaft versucht werden.

Konik-Herde im Hessepark. Foto: NABU-Woldenhof
Konik-Herde im Hessepark. Foto: NABU-Woldenhof

Den Wildpferden begegnen

Manchmal sucht man sie lange vergeblich. Und dann plötzlich, stehen sie ganz versteckt und ruhig in einem Wäldchen. Oft trifft man sie aber auf ihren alltäglichen, sehr regelmäßig verlaufenden Wanderungen auf oder an den öffentlichen Wegen des Hesseparks an. Diese Wanderungen unternehmen sie, um zu den jeweils leckersten Futterplätzen im Weidegebiet zu gelangen, um sich als natürliche Apotheke verdauungsfördernde Gräser, Kräuter oder Gehölzbestandteile einzuverleiben, um sich an der Baumrinde bestimmter Gehölze mit Mineralien zu versorgen, um zu den Wasserstellen zu gelangen, um Bäume zum Schubbern aufzusuchen oder um für ein Sandbad vegetationslose Bodenstellen anzusteuern. Zu bestimmten Tageszeiten kann man sie aber auch in ihren bevorzugten Ruhebereichen für ein Verdauungspäuschen oder und zum Schutz vor ungemütlicher Witterung finden.

 

Sie aufzuspüren erfordert somit Geduld. Bis zur Begegnung mit den Wildpferden kann man aber überall Spuren der eigentlich gar nicht scheuen Tiere finden: Trittsiegel, Haarreste an einem Baumstamm, Dunghaufen – insbesondere die vom Hengst zu Markierungszwecken seines Territoriums wiederholt genutzten Stellen sind nicht zu übersehen – und natürlich Fraßspuren auf den Weideflächen und an Gehölzen.

 

Die Suche für große und kleine Spürnasen lohnt sich: Hat man sie erst mal entdeckt, kann man sich des Anmuts der wilden Pferde nicht entziehen. Die Spielereien der Fohlen, die Rangeleien und Keilereien zwischen den Stuten oder mit dem zu aufdringlich werdenden Hengst oder ein spontaner Galopp sind Äußerung spontaner Lebensfreude. Es macht Spaß den Tieren zuzusehen. Sie haben im Hessepark ein Leben im Überfluss. Respektieren Sie dies bei Ihren Besuchen und lassen Sie den Tieren ihre Ruhe. Füttern Sie niemals, denn das kann den Wildpferden nur schaden – und durch plötzlich bei Rangeleien ausschlagenden Tiere auch Ihnen!

Foto: NABU-Woldenhof
Foto: NABU-Woldenhof

Das Projekt wurde gefördert durch die EU, die Bingo-Umweltstiftung, die Stadt Weener und den NABU.

„Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen"

Mit diesen Maßnahmen werden landwirtschaftliche Betriebe bei der Erhaltung und Verbesserung der Umweltsituation unterstützt. Ziel ist eine nachhaltige und ressourcenschonende Bewirtschaftung in Bezug auf Artenvielfalt, Boden, Wasser und den Schutz des Klimas.

„Ausgleichszulage"

Mit dieser Maßnahme werden landwirtschaftliche Betriebe in Gebieten unterstützt, die aus erheblichen naturbedingten Gründen benachteiligt sind. Ziel ist die dauerhafte Nutzung durch die Landwirtschaft und der Erhalt von nachhaltigen Bewirtschaftungsformen.

„Ökologischer/biologischer Landbau"

Mit dieser Maßnahme werden landwirtschaftliche Betriebe bei der Einführung von ökologischer Landwirtschaft und deren Beibehaltung unterstützt.

„Tierschutz"

Mit dieser Maßnahme wird die besonders tiergerechte Haltung von Mastschweinen und Legehennen unterstützt.